Das Wasser ist klar, meterlang wird man nur bis zu den Knien nass. Weit weg ist die nächste Küste zu sehen, zwei Badeinseln schaukeln durch die leichten Wellenbewegung. Es könnte ein Meer sein, doch es ist die Müritz, der größte See Deutschlands (denn der Bodensee gehört uns nicht alleine). Und um sie herum liegt ein Meer voller kleiner Seen: Die Mecklenburgische Seenplatte.
Wer hier wohnt hat ein Boot. Oder mietet sich eines. Idealerweise ein Hausboot, um das Hotel gleich mit an Bord zu haben. "Wasserwandern" heißt hier das Zauberwort, also das Entdecken des Landes vom Wasser aus. Viele der Seen sind untereinander durch Kanäle und Flussläufe verbunden, so dass mit dem Hausboot lange Strecken zurückgelegt werden können. Was macht nun ein Hausboot aus? "Es hat einen Motor und bewegt sich mit max. 12km/h langsam, besitzt Schlafgelegenheiten, Küche und Badezimmer", erklärt Dagmar Rockel-Kuhnle von Kuhle Tours. Sie vermietet mit ihrem Mann zusammen in Rechlin Hausboote und zwar führerscheinlos. Was mit vier Hausbooten begann, ist zu einem Werftbetrieb mit 80 Mitarbeitern und inzwischen 100 Hausbooten angewachsen.
Wir fahren gerade mit Hausboot "Trebel" und 9 PS gemütlich am Ostufer der Mütitz entlang, der Motor tuckert leise. Wer will setzt sich vorne auf den Bug und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen, andere sitzen in den Stühlen an Deck, trinken Kaffee und essen Streuselkuchen. "Manchmal nehmen wir uns in der Mittagspause ein Bier und ein Brot mit aufs Boot, fahren zu unserer Lieblingsstelle und werfen für zwei Stunden den Anker raus", sagt Dagmar. Denn das Anlegen ist unkompliziert hier: Überall an den Seen und Flüssen gibt Anlegemöglichkeiten, entweder Yachthäfen oder Restaurants mit Gastliegeplätzen, die angesteuert und genutzt werden können. Die Liegegebühr richtet sich nach der Länge des Bootes, meist sind es ein bis zwei Euro pro Meter.
Morgens scheint die Sonne durchs Bullaugenfenster und der Kuckuck ruft. In Reih und Glied warten Hilde, Makrele, Ükelei, Blei und Jasmund am Steg angetaut darauf, das der Tag beginnt und Menschen kommen, um mit ihnen ins Abenteuer zu starten. Wir haben abends im Hafen der Kuhle Werft angelegt. Nach einem letzten Drink im Liegestuhl der "Pirates Bar", ging es in die Koje der "Trebel". Nun erwacht die Marina, aus den Booten tauchen erst Köpfe auf, dann ganze Körper und bewegen sich langsam zu den Waschräumen.
Im Ferienpark "Müritzparadies" am Oststrand fühlt man sich zwischen all den bunten Holzhäusern wie im Bullerbü-Land. Gleich vor der Haustür liegt die Müritz mit glasklarem Wasser, Kiefernwäldern und Sandstrand - Ostseefeeling!
Ein Stück weiter an der Küste entlang leuchten die roten Surfbretter schon von weitem: Monika Strauss hat 1990 in dem ehemaligen Fernsehraum am Campingplatz mit drei Surfbrettern angefangen. Heute bietet sie in ihrer "Katamaran-& Surfmühle" vom Boot bis zum Brett alles an, was man im Wasser bewegen kann. Beim Crash-Kurs "Stand-up-Paddeling" geht es denn auch gleich in die Vollen: Erst von "Luv" - da wo der Wind ruft- nach "Lee" - windabgewand- und wieder zurück. In "Luv" angekommen heißt es Kobra, Tisch und Krieger - Yoga auf dem schaukelnden Surfbrett.
Warum eigentlich ans Meer fahren? Sonnenuntergänge wie auf Ibiza gibt es auch hier.
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