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Strand und Watt satt

St.Peter Ording

Die Sonne streckt dem Winter die Zunge raus und verwöhnt uns am zwölf Kilometer langen Strand von St. Peter Ording mit Wärme und Licht. Auch zu dieser Jahreszeit nutzen die Kiter und Strandsegler die zwei Kilometer breite Rennstrecke - ideal, weil sie so leer ist. Die Restaurants in den Pfahlbauten sind jetzt zwar geschlossen und die Strandkörbe noch im Winterquartier, aber dafür hat man den Strand und das Meer für sich. Wer jetzt hier die ruhige Zeit für einen Spaziergang nutzt, läuft genau genommen auf einer riesigen Sandbank. Später sitzen wir im Restaurant "Deichkind", lassen uns bei Tee und Lachsteller die Sonne ins Gesicht scheinen und haben den Blick auf die Seebrücke. In der "Dünen-Therme" steht die 70 Grad-Sauna auch auf Pfählen, nachmittags scheint hier die Sonne durch die großen Panoramafenster mit Blick auf Strand und Wasser. Zum Ausdampfen auf den Holzbalkon, der Wind kühlt und ist angenehm. Die Aussicht ins Weite ist etwas Besonderes, weil man das eben nur so am Meer haben kann.

Es wird dunkel, die blaue Stunde taucht die Seebrücke und die Hotels am Strand langsam in die Dunkelheit und der Sonnenuntergang schillert in den Fenstern vom Hotel "Strandgut". Da ist dieser junge Mann, Johannes, 20 Jahre alt, der uns mit so viel Begeisterung zur Nachtwanderung empfängt. Er leistet hier sein Freies Ökologisches Jahr und hat sich ein besonderes Konzept für unsere Führung überlegt: Wir sollen den Tag hinter uns lassen und ruhig werden. So laufen wir in die Nacht hinein, auf der beleuchteten Seebrücke entlang, Richtung Strand und Meer. Auf der Mitte der Brücke bleiben wir stehen. Johannes lässt uns die Augen schließen und eine Minute lang auf das hören was da ist oder auch nicht. Geräusche ganz entfernt vom Ort, der Wind streicht um die Ohren, der Schlag einer Glocke - es ist ganz still und doch ist da so viel zu hören wenn man ruhig wird. Am Strand angekommen, trägt er ein Gedicht von Theodor Storm vor: "An's Haff nun fliegt die Möve..." Worte über das Watt, die Inseln und das Meer. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir können die Sterne sehen. Schön, so in der Nacht und Leere am Strand zu laufen, ruhig zu werden. Eine ganz neue Erfahrung, die zu dieser Jahreszeit passt. Zum Ende noch eine Sage, eine Geschichte von Johannes, wie der Sand nach St. Peter kam - dann sind wir auch schon wieder zurück.

Grünkohlwattwanderung

Im Dithmarschen sind wir unterwegs, das Hochhaus von Büsum ist schon zu sehen. Hier gibt es dem Gerücht nach das beste Sauerkraut in ganz Deutschland. Doch wir sind dem anderen Kohl auf der Spur - dem Grünkohl. Den soll es zur Belohnung geben, nachdem wir vier Stunden mit Nationalpark-Wattführer Johann P. Franzen durchs Watt gewandert sind. 

Die Gummistiefel an und los: Noch liegen letzte Schneereste auf dem Sand, aber nach ein paar Schritten wird es deutlich wärmer. Wir werden jetzt doch nur zwei Stunden laufen, die Drei-Priele-Tour, dort wo vor 700 Jahren noch Rinder weideten. So geht es mit schmatzenden Schritten durch den Schlick. Unter den Gummistiefeln knirschen die Muscheln und die Sonne zaubert in den Prielen spiegelnde Flächen.

Das gibt es eben nur nach der Winterwattwanderung: Grünkohl satt mit karamellisierten Kartoffeln, Kassler, Kochwurst und Schweinebacke. Dazu noch ein Dithmarscher Pilsner der Privatbrauerei Hinz - regionaler gehts nicht. Immer wieder schleppt die Wirtin des Strand-Pavillion neue Platten voll mit Fleisch, Kohl und Kartoffeln zu den Tischen. Dann noch eine Watt-Urkunde, eigens unterschrieben vom Wattführer, in der geschrieben steht: "Die Wattstrecke der Riesenwattwanderung...durch Schlick- Misch- und Sandwatt wurde von dem/der Wattenläufer/in innerhalb von 4 Stunden bewältigt. " So isses, auch wenn es nur zwei Stunden waren...

Büsum

Büsum, die Stadt am Meer, mit dem einzigen Hochhaus, das man von ganz weit weg schon sieht und so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt ist. Was will man über Büsum schreiben? Das die Stadt einen Hafen voll mit Krabbenkuttern hat? Und einen Leuchtturm, der im Moment traurig hinter dem Bauzaun einer großen Hotelbaustelle hervorblinkt? Dass die lange Strandpromenade mit den weißen Sonnen-Bänken im Sonnenuntergang durchaus ihren Reiz hat? Der Grasstrand ist breit, im Sommer stehen hier Strandkörbe. Jetzt stemmen sich die Spaziergänger in den Wind und tanken die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

 

Büsum hat nicht sehr viel auf den ersten Blick, aber dafür einen schönen alten Kern um die St.- Clemens-Kirche. Und die Stadt hat sich nicht nur mit dem Hotel "Zur alten Post" ein uriges Relikt bewahrt, denn da gibt es noch...

...Kolles Alter Muschelsaal. Hier ist das Programm abendfüllend, denn Karl-Heinz Kolle erzählt von den wohl 100.000 Muscheln an der Wand, von der Galionsfigur aus Holz, die der niederländischen Königin Wilhelmina so täuschend ähnlich sieht und von seiner Arbeit als Seehundjäger. Wir essen Austern frisch aus dem Aquarium und Krabbensuppe nach dem Rezept der Oma von 1920. Schon allein dieser Geschichten wegen hat es sich gelohnt, nach Büsum zu kommen.

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