· 

Ahoi Dangast!

Anton Tapken erzählt von Liliputanern, die in die Rohrleitungen kriechen, um sie zu säubern, damit das gute Jever bis nach Köln fließen kann und die Rheinländer mal endlich ein gutes Bier trinken - reichlich Seemannsgarn bei strahlendem Sonnenschein auf der voll besetzten Etta von Dangast. Wer schon länger nach Dangast kommt, kennt den Kapitän, welcher die Gäste mit Handschlag begrüßt. Wir kreisen mit ihm wie die Möwen um den Arngaster Leuchtturm und streifen die Küste von Wilhelmshafen. Der Motor tuckert, die Fahnen flattern im Wind, sonst ist nichts zu hören. Da wird es dunkel, ein Wetter zieht auf. Die Fahnen flattern stärker, die Schaumkronen werden weißer und der Seegang etwas ungemütlicher. Die Kinder sind begeistert: Endlich Action auf dem Schiff! Der JadeWeserPort ist hinter den dunklen Wolken zu sehen. Um den einzigen Tiefwasserhafen Deutschlands zu bauen, hat man den Wilhelmshavenern den Strand geklaut. Immerhin hat dort erst vor kurzem einer der Containerriese angelegt. Irgendwie fahren wir vor dem Wetter weg, es geht wieder Richtung Dangast. Die Sonne scheint ins Gesicht und die dunkle Wand ist vergessen. Wir schippern in den Hafen, Anton Tapken steht an der Brücke und lässt uns nicht ohne persönlichen Händedruck von Bord.

Noch mehr Seemannsgarn spinnt Iko Chmielewski im Spijöök Museum. Er hat die besondere Begabung, bierernst die größten Absurditäten so zu erzählen, dass man fast geneigt ist, sie zu glauben. Ganz zufällig befindet sich der Hoden eines Dinosauriers in der Sammlung - oder ist es nur ein seltsam geformter Stein? Zehn Ehrenamtliche mit dem Hang zum "Verrückten" haben sich zusammengetan, auf Flohmärkten oder im Theaterfundus gekramt und allerlei Kuriositäten gesammelt. Jeder von ihnen hat seine eigenen Geschichten zu den Gegenständen erfunden und so bekommen die Besucher immer wieder mal eine neue Version zu hören. Die Sammlung wächst ständig und so wundert es niemanden, dass nun auch Störtebeckers Schädel dazu gehört.

"Sechs Mal Rhabarberkuchen mit Sahne bitte!" Wer den Weg zum Kurhaus Dangast findet, sollte niemals daran vorbei gehen, ohne den legendären Rhabarberkuchen probiert zu haben. Was genau das Geheimnis dieser kulinarischen Offenbarung ist, wissen wahrscheinlich nur Maren Tapken und ihre Mutter. Die Letztere steht freitags ab vier Uhr morgens in der Küche und macht den Teig. Richtig gut schmeckt der Kuchen nur lauwarm, so wird er serviert. Und da ständig nachgebacken werden muss, lässt sich das auch gar nicht vermeiden. "Ich esse ihn selten, bin dann aber doch immer wieder überrascht, wie lecker er ist", sagt Maren Tapken lachend. Sie lässt im Kurhaus nicht nur zahlreiche Konzerte, Lesungen und Kabaretts stattfinden,, sondern organisiert auch einmal im Jahr das "Watt en Schlick", ein Musik- und Kunstfestival mit der Bühne direkt am Strand - bis zu 4000 Leute feiern dann hier in Dangast ab. Das lockt auch immer wieder bekannte Namen an die Nordsee, die es sich nicht nehmen lassen, hier aufzutreten.

Ich bin zum zweiten Mal in Dangast und stelle fest, dass ich diesen Ort mag, weil er trotz großem Campingplatz vor der Haustür ursprünglich geblieben ist. Wenn man durch das Wäldchen in Richtung Kurhaus geht, rechts und links die  Häuser, welche früher von den Brücke-Malern  genutzt wurden, meint man fast, die Zeit wäre stehen geblieben. Wer dem Kunstpfad folgt, kann diese Seiten des ehemaligen Künstlerorts entdecken.  www.dangast.de

Ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten finden sich auch am Strand von Dangast: Seit kurzem steht hier ein Strandschlafkorb. Wer will, lässt ihn nachts einfach offen, schaut in den Sternenhimmel und hört dabei die Nordsee rauschen. Für uns es Zeit, ein wenig Kultur am Abend zu genießen: Heute wird "Das Geisterschiff" im Freilichttheater gegeben und die ersten Besucher strömen schon über den Deich auf die Bühne zu.

Wir sitzen auf der Bühne mit Blick auf die untergehende Sonne - ein einmaliges Erlebnis. Vereinzelt sind noch die Schattenrisse einiger Nachzügler auf dem Deich zu sehen. Mitten auf der Wiese sind Freilichttheater und Bühne aufgebaut, die Schafe grasen davor, lassen sich von dem Trubel nicht stören. Das Schiff ist die Bühne und diese ist blau erleuchtet. Es geht los: Die Geschichte vom Kapitän Daland und seiner Mannschaft, welche durch die Mannschaft eines Geisterschiffs aus Seenot gerettet werden, interpretieren hier Laienschauspieler mit Können und fantastischen Kostümen. Als dann in der entscheidenden Szene die Schafe durch den Scheinwerferkegel beleuchtet werden und so mitinszeniert werden, bin ich restlos beeindruckt.   www.freilichttheater-dangast.de

Kommentar schreiben

Kommentare: 0