Kullaleden-Trail
Er ist einer der zwölf Leading Quality Trails in Europa und liegt am südlichsten Zipfel Schwedens - der Wanderweg Kullaleden. Der Trail ist Teil des Skaneleden SL5, 70km lang und führt um die Halbinsel Kullen. Nach dem Veldenzweg in der Pfalz und der Oberpfälzer Zeugenbergrunde geht es nun für uns zum Etappen-Wandern in den Norden Europas.
Etappe Zwei:
Strandbaden - Arild
24km
Ein sonniger aber sehr windiger Morgen im Hotel Örestrand. Die Camper haben alle Mühe, ihre Zelte zusammen zu packen. Unser Frühstück steht im menschenleeren Saal bereit, wir sind zuerst erstaunt, weil niemand da ist. Dann sehen wir unseren gedeckten Tisch für Zwei. Heute gilt es sich besonders zu stärken, denn uns steht die mittelschwere Etappe auf den Kullaberg bevor. An unzähligen Rettungsringen und Picknickbänken mit Blick aufs Meer geht es Richtung Nyhamnsläge entlang, das Wasser stetig zu unserer Linken. Was speziell ist: Der Weg teilt sich, denn es gibt auch eine behindertengerechte Variante, den Kullarulla. Unser Weg verläuft dafür immer auf weichen Wald- und Wiesenpfaden wunderschön an der Küste bis Nyhamnsläge.
Ich folge dem Mann mit dem orangefarbenen Rucksack nach Lerhamn. Dann ein großes Warnschild: Achtung Kühe!!! Dies soll unsere Erste von unzähligen Überquerungen von Kuhweiden sein. Die "gefährlichen" Tiere grasen entspannt einen Kilometer weiter weg. Das Wetter ändert sich ständig, mal scheint die Sonne, dann kommen wieder Wolken und die Jacke wird zugezogen. Nur der Wind, der bleibt. Nach dem Hinweis auf die hier quakende Rotbauchunke, kommen wir noch an der Sammelbriefkastenstelle und den dazugehörigen putzigen Schwedenhäusern vorbei. Ein Abstecher zum "Krapperups borg" verlockt: Das Schloss soll einen schönen Park, eine Kunstgalerie, ein Café und kleine Geschäfte haben. Schweren Herzens ziehen wir weiter - ein Umweg von zweimal 750 Metern ist einfach nicht drin. Dann erreichen wir Mölle.
Kullens Fyr - da wollen wir hin. Wir werden auf dem Weg etwa 400 hm hinauf machen und etwas mehr als 480hm wieder abwärts. Der Kullaberg ruft, ganz am Zipfel der Halbinsel liegt er und ist gleichzeitig auch Halbzeit der Strecke für uns. Immer wieder finden sich am Weg Hinweisschilder, die auf etwas Sehenswertes verweisen. Manchmal sind es Abstecher von 800 Meter ein anderes Mal nur 50 Meter, wie hier in Mölle: Auf dem Stein im Wasser sind die Pegelstände notiert.
Auffi guats! Und das stetig. Die Klippen werden steiler, die Brandung wilder und manchmal hängt da ein Seil als Hilfestellung. Die Pfade sind felsig, aber sehr schön und die Aussicht aufs Meer atemberaubend. Und ganz oben - ein Golfplatz. Leider haben sich die Wolken gerade bei der schönsten Aussicht vor die Sonne geschoben, aber wir sind ja auch noch nicht ganz oben. Weiter geht es durch Heckenrosen und Wälder.
Ein Blick zurück und der erste Teil ist geschafft. Der Weg schlängelt sich mal durch Wälder, mal am Hang entlang. Schafe haben hier Schönerwohnen und liegen faul im Wäldchen rum. Dann lichtet sich der Wald und wir kommen auf eine Hochebene, hier ist der Leuchtturm schon zu sehen. Doch vor der Gipfelstürmung hangeln wir uns noch mit einem Seil in die Tiefe, in der Hoffnung auf eine spannende Grottenerfahrung. Es ist dann doch nur eine Höhle, die früher wohl von den Schmugglern genutzt wurde, aber dafür hat es sich für den Blick aufs Meer gelohnt. Der Leuchtturm auf dem Kullaberg ist der höchstgelegenste von ganz Schweden mit dem stärksten Lichtsignal. Als wir dort ankommen, bläst uns der Wind fast runter. Wir pausieren kurz in einer windgeschützten Ecke, genießen noch den Ausblick und machen uns dann an den Abstieg.
Der Abstieg und die Josefienlust: Es geht steil hinab und hinauf durch den Wald, ab und zu blitzt das Wasser durch oder wir können von einem Felsvorsprung hinunter schauen. An einer solchen Stelle entdecke ich die Bucht - da will ich hin. Es stellt sich heraus das "meine" Bucht die bekannte "Josefienlust" ist, ein Wunder, dass wir gerade jetzt dort alleine sind. Das Wasser ist kalt aber tut meinen müden Füßen unheimlich gut. Ich kann es nicht lassen und packe mir noch einen der schönen Steine ein - mindestens 500g, die ich jetzt noch zusätzlich trage. Diese Etappe hat es wirklich in sich. War die Bezeichnung "mittelschwer" beim Veldenzweg noch ein Spaziergang, hat sie hier in Schweden scheinbar eine andere Bedeutung. Aber die schöne, abwechslungsreiche Wanderung entschädigt für die Beanspruchung. Als mich dann noch zwei Trailläufer im Laufschritt überholen und die Felsen hoch und runter jagen, bleibt mir dann doch die Spucke weg.
Während des Abstiegs nach Arild geht es weiter durch den Wald. Ein See mit blühendem Wollgras liegt links vom Weg. Die Strecke von Djupadal nach Arild ist 6km lang und zieht sich - durch das hügelige Gelände brauchen wir ganz schön lang bis wir Himmelstorp erreichen. Hier sollte laut Beschreibung eigentlich ein Café offen sein, dafür sieht es ganz schön verlassen aus. Immer wieder gibt es entlang des Weges Schutzhütten, die zur Übernachtung eingerichtet sind. Wir haben es da komfortabler: Auf uns wartet ein Bett in Arilds Vingard. Das Örtchen Arild gefällt mir - hübsche Schwedenhäuschen an den Hang gebaut, ein kleiner Hafen, wie überall hier und zahlreiche Picknickplätze am Meer. Meine Hoffnung ist, dass es in unserem Hotel ein Restaurant gibt, denn unsere Verpflegung ist aufgebraucht. Nach 1,5km durch den Ort taucht das Weingut auf: Ich bin gleich begeistert. Die Chefin führt uns mit dem Weinglas in der Hand zu unserem Zimmer, das sich als Minihäuschen mit eigener Terrasse entpuppt. Das Bett passt gerade hinein und das Badezimmer ist das kleinste Badezimmer, das ich je gesehen habe, aber es ist wunderhübsch hier. Als ich dann noch leckeren Fisch im hauseigenen Restaurant bekomme, bin ich glücklich - so einfach kann das Leben sein!
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