Bevor ich Karl treffe will ich einen anderen Mann der Insel kennen lernen: Johannes Larsen. Also genau genommen nicht ihn sondern sein Werk. In dem Haus, wo der Maler in Kerteminde bis zu seinem Tod gelebt hat., ist ein Museum entstanden. Malene führt mich durch die Räume, welche vollständig eingerichtet sind. Er war ein reicher Maler, konnte sich ein Wohnhaus mit großem Garten leisten, ein extra Haus, um seine Kinder zu unterrichten und besaß auch noch die Mühle nebenan. Das Haus ist einfach - zauberhaft. Anders kann ich es nicht sagen. Durch die vielen Bilder an der Wand wirken die Räume heimelig, wohnlich, belebt. Mit fünf Jahren begann der kleine Johannes Vögel zu zeichnen und das sehr gut - im Kinderzimmer hängen seine ersten Versuche. Er hat dann nicht mehr damit aufgehört und es zur Perfektion getrieben. Johannes Larsen war passionierter Jäger, also schoss er Vögel und malte sie dann - so hielten sie wenigstens still. Ein Essen für die Familie war so auch mit drin. Im schönen Garten mit Blick aufs Meer steht das Atelierhaus. Hier sieht alles so aus, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als sich hier auch noch viele andere dänische Künstler tummelten. Der Wintergarten mit Teich darin hat mir sehr gefallen, es war der bevorzugte Platz von Larsens Ehefrau, die sich auch in der Malerei versuchte aber lange nicht so erfolgreich war wie ihr Mann. Im Neubau nebenan findet gerade eine Sonderausstellung zum Thema Vögel statt: "Fungl". Johannes Larsens Vögel sind nicht nur durch seine Illustrationen in den Märchenbüchern von Hans Christian Andersen in aller Welt bekannt und die Kerteminder ziemlich stolz auf das Kind der Insel.
Doch nun zu Karl: Karl Krapalis ist eigentlich gebürtig aus Bremen, doch da er nun schon seit über fünfzig Jahren in Dänemark lebt mehr Däne als Deutscher. Der Liebe wegen hat es ihn als jungen Mann nach Kerteminde verschlagen. Er machte sich erfolgreich als Dekorateur selbständig und vertreibt sich nun die Zeit als Pensionär damit, den Touristen sein Kerteminde ans Herz zu legen. "Weißt Du, warum ich hier geblieben bin?" fragt er mich, "weil es hier so hügelig ist." Mit dem dänischen Wort "hügelig" meint er gemütlich. Hier in Dänemark hat alles Zeit. Wenn die Familie bei einem Fest zusammen kommt, gibt es mehrere Gänge, alles wird für sich gereicht. Man sitzt zusammen, isst lange, erzählt und hat einfach - Zeit. Karl liebt das Leben, startet jeden Morgen mit positiven Gedanken in den Tag. "Man muss das Leben genießen." ist sein Wahlspruch. Diesen Optimismus strahlt er auch aus. Es macht Laune mit ihm über die Insel zu fahren und ich höre ihm begeistert zu. Wir besuchen das Schloss Ulriksholm, eines der vielen Schlösser hier auf Fünen, machen einen Schlenker über Munkebo. In Munkebo liegt zum einen die große Werft Fayard aber auch ein Hügel namens "Munkebo Bakke": Dort oben hat schon das dänische Königsballett im Freien getanzt und man hat eine fantastische Aussicht über den Fjord. Als wir wieder in Kerteminde sind, gibts Kuchen und Kaffee bei "Lulu" und dann fahren wir zum Essen zu Else Möller, der ehemaligen Bürgermeisterin von Kerteminde. Dort in ihrem schönen Haus werde ich nicht nur mit viel Herzlichkeit willkommen geheißen, sondern auch noch lecker bekocht. Es gibt Huhn und Spitzkohl und Melone mit Mozzarella - und alles auf einem Teller, so wie ich es mag. Die Gerichte sind alle in "Amandas Kogebog", welches ganz großartig von einem Kerteminder Künstler illustriert wurde. Ich bekomme es geschenkt, dazu noch einen Sanddornschnaps von Else - jetzt brauche ich nur noch ein Wörterbuch, dann kann's losgehen. Es war wieder einmal eimal ein schöner Tag mit vielen netten Begegnungen - mich beeindruckt die selbstverständliche Gastfreundschaft der Menschen hier sehr.
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