Borkum, Distanz 10,8km, Start 12:30 Uhr auf der Promenade, "Borkumer Promenadenlauf"
Ein letztes Mal um halb sechs aufstehen. Ein letztes Mal den Rucksack packen. Ein letztes Mal ohne Kaffee mit Lunchpaket um sieben auf den Bus - ich muss gestehen, ich freue mich darauf morgen früh auszuschlafen und auf mein ausgiebiges Frühstück im Hotel, ABER: Das ist es wert! Auf der Fähre: Sonne, Wolken, Regen, anziehen, ausziehen - wie immer eben, wir kennen das ja schon. Ein paar müde Geister finden ihren Schlafplatz in der Gepäckablage, andere setzen sich mit einen Pott Kaffee an Deck in die Sonne - Moin! Und es geht wieder auf die Insel. Mit der Inselbahn, in zügigem Tempo und von den Borkumer Verkehrsbetrieben straff organisiert. Nach der Beschaulichkeit in Spiekeroog ist hier auf Borkum Kontrastprogramm angesagt: Viele Menschen in der belebten und mit Restaurants gepflasterten Einkaufsstraße, ein Strand mit rot-blau-gelb-weiß gestreiften Strandkörben und eine Promenade mit mondänen Hausern gesäumt. Es bleibt keine Zeit für den üblichen Strandtest, es geht gleich in die Umkleide. Ein Läufer, den ich leider nicht nach seinem Namen gefragt habe, spielt so schön auf der Mini-Gitarre, die er doch tatsächlich in seinen Rucksack gepackt hat - eine musikalische Ruhe-Insel im geschäftigen Gewusel. Dann suche ich den Start, der diesmal ein wenig versteckt auf der unteren Promenade aufgebaut ist. Die dunklen Wolken drohen, aber das tun sie ja eigentlich schon die ganze Zeit und es ist uns eigentlich inzwischen auch egal. Als Brigitta die Läufer aufwärmt entstehen von oben gesehen bunte Wimmelbilder. Sie hat Verstärkung durch zwei ältere Herren, von denen einer auch gern mal beim Aufwärmen nachhilft und dann beim "Eisbär" begeistert mittanzt. Die Stimmung ist großartig, alle tanzen, singen noch einmal "An der Nordseeküste...", der letzte Startschuss knallt und ab gehts auf der Promenade.
Ein schöner Lauf, wieder einmal. Auf der Promenade am Strand entlang, durch die Dünen und den Wald und wieder zurück mit Blick aufs Meer. Das Brennen meiner Oberschenkel löst sich in Luft auf und ich renne, als wenn ich noch keine sechs Etappen hinter mir hätte. Es macht richtig Spaß. ein letzter Spurt ins Ziel und ich bekomme die Medaille um den Hals geworfen. Geschafft! Ich genieße zum letzten Mal das bunte Treiben im Ziel: Die glücklichen, geröteten, verschwitzten Gesichter, das gegenseitige Gratulieren, die Fotos in der Gruppe und Selfies vor dem Ziel, das Dehnen, Trinken, Essen. Leider fängts dann doch an zu regnen und die Siegerehrung muss nach drinnen verlegt werden. Die Toursieger werden geehrt, bekommen Applaus, Abschiedsworte, Danke sagen - nun ist es tatsächlich rum. Was mache ich eigentlich morgen?
Ich würde es wieder machen. Über sieben Inseln rennen. An sieben Tagen. Oder wie die nächsten drei Jahre auf dem Festland und den Inseln. Im Laufschritt über die Inseln - viel sehen in kurzer Zeit und eine geniale Möglichkeit sich ein Bild von den Nordseeinseln zu machen und dann vielleicht zu entscheiden wohin der nächste Urlaub geht. Dabei, ein unkompliziertes Läufervolk, man ist gleich beim "Du" und kommt auch als Alleinreisender schnell ins Gespräch. Keiner muss alle Etappen rennen, aber es ist natürlich ein richtig gutes Gefühl 76km in einer Woche gelaufen zu sein. Ich stelle mir und anderen zum Schluss die Frage, welches die Lieblingsetappe war und die Antwort fällt mir schwer: Auf Juist mochte ich das Laufen im Sand, auf Wangerooge den weiten Blick in das Wattenmeer. Spiekeroog hat die Insel-Challange bei mir gewonnen aber auch Baltrum und Langeoog muss ich noch einmal entdecken. Weil sie so schön sind, die Nordseeinseln.
Kommentar schreiben
Petra (Mittwoch, 22 Juni 2016 16:47)
Jeanette , das hast du super gemacht ! Sowohl deine Läufe, als auch die super Fotos und die Texte dazu !
Michael S. (Freitag, 24 Juni 2016 14:13)
...kann mich Petra nur anschließen!
Ich war jetzt 4 Mal dabei, das erste Mal alle Inseln abgelaufen.
Du hast die Stimmung und das Tagesgeschehen super in Worte und Bilder gepackt! Deine Beschreibung und Mischung aus den bei der Teilnehmerzahl notwendigen routinierten Abläufen und Deinen persönlichen Eindrücken (nicht nur Fischbrötchen, Kuchen...) gefällt mir super!!!
Alles gute für Dein weiteres Nomanenjahr!!!