Heute ist es schon merklich kälter, also nix mit Fahrrad außerdem will ich weiter nördlich Punkte abklappern, die ich mir teils auf Empfehlung, teils aus "the bible", dem KLP-Führer, rausgesucht habe. Über Diahren, einem schönen Dorf wo die bunten Fahnen wehen, geht es nach Kukate. Dort treffe ich Michael Selig, der die "Grüne Werkstatt Wendland" ins Leben gerufen hat: Da es hier im Wendland keine Hochschule, keine Autobahn, nur langsames Internet, dafür aber viel unberührte Natur und Menschen mit ungewöhnlichen Ideen gibt, lag es nahe Stadt und Land zusammenzuführen. So finden jetzt regelmäßige Designcamps und ein reger Austausch mit Hochschulen außerhalb des Landes statt und man versucht gemeinsam ökologisch Wertvolles zu entwickeln.
Ganz schräge Sache: Mitten im Wald von Klein Wittfeitzen hängen Bilderrahmen, sind Fotografien mit Rahmen verschmolzen, Installationen arrangiert und die Erleuchteten hängen in der Dunkelkammer. Ich soll dem roten Faden durch das Wäldchen folgen und komme am Ende, wen wunderts, in das Atelier von Wolf Richter. Er hat dies alles in Szene gesetzt und ist gerade schon wieder an einem neuen Projekt: Ein von hinten beleuchteten Bild, das sich dimmen lässt und zusätzlich beruhigende Musik abspielt - ein Meditationsbild sozusagen. Ich darf noch ein, zwei Rätsel lösen, bin belustigt und verwundert, dann ziehe ich weiter.
Hinter dem Zaun aus Ästen, auch ganz typisch hier im Wendland, verbirgt sich Atelier und Hof von Frank Meurer und Diana Stegemann. Sie macht in Korb und er großartiges Glasdesign. Die ineinandersteckenden Glasschalen in transparenten Farben sind sicher nicht zum Gebrauch gedacht aber dafür zum hinstellen und sich an der Schönheit freuen ideal. Der Dinkel-Käsekuchen war dann genauso rund und richtig lecker. Weiter gings nach Göhrde: Aus einer Eiche haben 30 Künstler ganz unterschiedliche Werke geschaffen - man soll nicht glauben, was aus einem Baum so alles werden kann. In Jameln habe ich dann bei einem alten, restgedeckten Haus einen Foto-Stopp eingelegt: Erst später habe ich erfahren, dass sich darin eine Sterneküche verbirgt. Direkt nebenan hat das Magazin "Landluft Wendland" die Redaktion - tja, wer hat, der hat. An Kuhwiesen vorbei geht es nach Weitsche ins Güllesilo. Das solche Gebäude einfach kreativ umfunktioniert werden, ist vollkommen normal im Wendland. Heute findet ein Konzert mit der Hang und Frank Kahlert statt - grandiose Akustik in dem Silo, gerade mit diesem Instrument. Ich lasse mich eine Stunde lang von Klängen treiben. Abends in Reize am See habe ich einen ganz anderen Musikstil beim Konzert von Lars Andreas Haug und seiner siebenköpfigen Band: Als Free-Jazz auf Norwegisch würde ich es bezeichnen, wild und schräg aber richtig gut. Hinter der Band liegt der See und wenn dann die Fackeln angezündet werden und der Mond da ist, entsteht eine magische Stimmung.
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